Eine Stuttgarter Institution ist zurück

Die Calwer Passage ist das neue Highlight in Stuttgart. Die unter Denkmalschutz stehende Ladenzeile ist nach dem Umbau wieder geöffnet – mit neuem Konzept. Alternative Läden und innovative Gastronomie prägen nun das Quartier mit seiner bewegten Geschichte.

Wo liegt der geografische Mittelpunkt Stuttgarts? Er befindet sich genau dort, wo die Calwer Passage seit mehr als 40 Jahren residiert. Nach mehrjährigen Umbaumaßnahmen erstrahlt der denkmalgeschützte Gebäudekomplex nun in neuem Glanz: Neben modernen Büroräumen haben hier im Laufe des Jahres 2023 auch verschiedene innovative Einzelhandel- und Gastrokonzepte Einzug gehalten – und beleben die Institution im Herzen der Landeshauptstadt neu.

Mit insgesamt 22 kleinteiligen Ladengeschäften und Gastrobetrieben will sich die Calwer Passage bewusst von den Haupteinkaufsstraßen mit den großen Filialisten abheben. „Zusammen mit den umliegenden Geschäften und Lokalen in der Calwer Straße bildet die neue Calwer Passage wieder ein ganz besonderes Quartier zum Bummeln und Einkaufen in der Stuttgarter Innenstadt, dafür haben sich alle Anstrengungen gelohnt“, sagt Ferdinand Piëch, der mit seiner Holding hinter dem Umbau steckt.

2013 hatte die Ferdinand Piëch Holding die Calwer Passage von der Württembergischen Versicherung, der letzten Eigentümerin, gekauft – um große Pläne an einem Ort mit bewegter Geschichte zu realisieren: Bereits im 15. Jahrhundert wurde das Viertel als „obere und reiche Vorstadt“ angelegt. Davon war in den 1970ern nicht mehr viel übrig. Damals gab es Pläne, alles abzureißen, was jedoch von Denkmalschützern und der Bürgerschaft verhindert werden konnte. Heute befindet sich hier eine Fußgängerzone mit historischem Häuserbestand, die sich zu Treffpunkt mit Flair entwickelt hat – und eben die Neuauflage der Calwer Passage.

Die eigentliche Ladenzeile entstand in den Jahren 1975 bis 1978 unter der Leitung der Architekten Kammerer und Belz. Als Vorbild diente die Mailänder Passage Vittorio Emmanuele, die vorwiegend aus Glas und Marmor besteht. Als die Calwer Passage Ende der Siebziger eröffnet wurde, galt sie nicht nur vielen Einheimischen als besondere Attraktion. Auch Gäste aus aller Welt bestaunten die gläserne Kuppel, die sich über eine Vielzahl von hochwertigen Einzelhandelsgeschäften spannte. Als „Glanzpunkt für Stuttgart“ hatte der damaligen Oberbürgermeister Manfred Rommel die Calwer Passage bei der Eröffnung gerühmt.

Heute, nach der umfassenden Sanierung, gibt es neben der unter Denkmalschutz stehenden Glaskuppel ein weiteres Highlight, das neue Menschenströme in das Quartier locken soll: Der Neubau an der Ecke Theodor-Heuss-Straße/Rotebühlplatz. Die Realisierung des Gebäudes, in dem die Anwaltssozietät CMS Hasche Sigle Hauptmieterin ist, erfolgte im Zusammenspiel namhafter Architektenbüros: Der Fassadenentwurf stammt vom Büro Ingenhoven, die technische Umsetzung dieser von Werner Sobek. Der Entwurf des Gesamtkomplex trägt die Handschrift des Büros Tennigkeit und Fehrle aus Stuttgart. Der Neubau sticht allein schon mit seiner Länge von rund 133 Metern ins Auge.


Zum neuen Wahrzeichen am westlichen Cityring wird das Gebäude aber vor allem durch seine vorgehängte ökologische Grünfassade – ein bisher einmaliges Projekt in Deutschland. Unterstützt durch ein spezielles Substrat, Rankseile sowie ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem wachsen hier Pflanzen wie Immergrün, Winterjasmin, Strauch-Efeu oder Clematis an der Fassade, auf dem Dach gibt es einen Mini-Mischwald. Neben den Büroflächen beherbergt das Objekt 16 Stadtwohnungen, zudem 116 Tiefgaragenstellplätze sowie hundert Fahrradstellplätze.

In den letzten Jahren vor dem Abriss des in die Jahre gekommenen Komplexes

Ende 2018 erlebte die Ladenpassage mit dem Projekt Fluxus als Temporary Concept

Mall eine zweite Blüte. An solch einem alternativen Konzept orientiert sich nun auch die neue Bespielung der Calwer Passage: „Wir haben das Konzept bewusst so gestaltet, dass auch inhabergeführte, kleine Geschäfte und Cafés in dieser zentralen Innenstadtlage erfolgreich existieren können, das ist uns ein besonderes Anliegen“, sagt Frank Beling, Geschäftsführer der Ferdinand Piëch Holding.

So erwecken unter anderem Mieter wie Zeit für Brot (eine junge Bioland-Bäckerei mit

Café), another milk (ein veganes und glutenfreies Coffeeshop-Konzept), Shobu Poké (hawaiianische Fusionküche), die niederländische Lifestyle-Marke YAYA (mit femininer Mode und Heimdekoration), Der Concept-Store smilhus (mit minimalistischer Mode skandinavischer Labels), Lenz & Leif (ein Stuttgarter Unternehmen, das Strickwaren aus Merinowolle herstellt), die Fotokunst-Galerie Yellow Korner sowie Feinkost Böhm mit einer weiteren Filiale die Calwer Passage wieder zu neuem Leben.

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